Sie rufen nicht nur schreckliche Bilder hervor: Freiheitseinschränkende Maßnahmen (FEM) in der Pflege sind oft falsch verstandene Fürsorgemaßnahmen und werden außerdem viel zu oft gesetzeswidrig angewendet. Wer Menschen im Bett fixiert oder in ein Zimmer einsperrt, verletzt deren Menschenwürde und deren Recht auf körperliche Unversehrtheit, davon ist die AWO Pflege überzeugt.
Stichtagserhebung freiheitseinschränkender Maßnahmen an allen Standorten der AWO Pflege
In allen AWO-Einrichtungen und Diensten startete aus diesem Grund bereits 2014 das Projekt „Freiheit mit Sicherheit“. Die alle Bereiche der AWO Pflege betreffende Initiative umfasst Schulungen für die Mitarbeiter*innen, Umfragen zur Selbsteinschätzung der Mitarbeiter*innen, aber auch externe Stichtagerhebungen zu FEM in den eigenen Diensten und Einrichtungen. Für die aktuelle Stichtagserhebung waren unter anderem Claus Godbersen, QM-Beauftragter der AWO Pflege, Anike Ohmes, Koordinatorin für die Quartiersentwicklung und Renate Rüß, QM-Beauftragte der Kieler Servicehäuser, in den WOHNpflege-Einrichtungen der AWO in Schleswig-Holstein unterwegs. Sie haben sich nach freiheitseinschränkenden Maßnahmen umgesehen und ihre Beobachtungen notiert. In Zusammenarbeit mit der Universität Hamburg werden die Ergebnisse ausgewertet.
Renate Rüß und Anike Ohmes kennen den Alltag der Pflege und auch die anspruchsvolle Gratwanderung zwischen Freiheit und Sicherheit, die Pflegekräfte in der alltäglichen Arbeit mit häufig körperlich und geistig eingeschränkten Menschen leisten.
„Nach unseren Beobachtungen ist die Anzahl der freiheitseinschränkenden Maßnahmen in vielen Einrichtungen nahe Null. Das ist ein erfreuliches Ergebnis, auf dass die Pflegekräfte stolz sein können“, berichten sie schon jetzt übereinstimmend aus den Besuchen in den Betrieben.
Freiheitseinschränkende Maßnahmen als Qualitätsindikator
„Qualität in der sozialen und pflegerischen Arbeit zu messen, ist immer schwierig“, sagt QM-Beauftragter Godbersen. „Mit der Quote der freiheitseinschränkenden Maßnahmen pro Kunde haben wir aber einen aussagekräftigen und gut zu erhebenden Indikator gefunden.“
FEM verhindert man nur mit fachlichen Grundwissen und der Überzeugung, dass wir uns im Zweifel für die Freiheit einsetzen müssen“, so Uwe Braun, Leiter der AWO Pflege „es geht um die innere Haltung unserer pflegenden Mitarbeiter*innen, dem betreuten Menschen ein Leben in Freiheit zu ermöglichen.“
Mehr Informationen: www.leitlinie-fem.de