AWO Schleswig-Holstein verabschiedet Gitta Doege, die große Verfechterin des Prinzips der AWO-Servicehäuser, in den Ruhestand.
Konzept, Umsetzung und Verbreitung der AWO-Servicehäuser sind untrennbar mit einem Namen verbunden: Gitta Doege. Die Sozialmanagerin der ersten Stunde geht heute nach 39 Jahren Einsatz für die Idee eines gut versorgten und selbstbestimmten Lebensabends in den Ruhestand. „Ohne ihren unermüdlichen Einsatz, ihr vitales Engagement und ihre überzeugende Haltung auch gegenüber der Politik und den Wohnungsbaugenossenschaften“, sagt AWO-Geschäftsführer Michael Selck, „würde die Versorgung der älteren und pflegebedürftigen Menschen in unseren Einrichtungen heute bestimmt anders aussehen.“ Die AWO Schleswig-Holstein betreibt sieben Servicehäuser in Kiel und 16 Häuser mit über 2600 Wohnungen in ganz Schleswig-Holstein.

Gitta Doege: “Wer bei uns einzieht, muss auch bei Pflegebedürftigkeit nicht mehr ausziehen.”
Mit 24 Jahren Leiterin des ersten Kieler Servicehauses
Nach dem Studium der Sozialpädagogik startete Gitta Doege ihre berufliche Karriere in der Jugendheimleitung bei der Stadt Kiel auf Hof Hammer. Kurze Zeit später übernahm sie bereits die Leitung des ersten AWO-Servicehauses in Mettenhof. „Wir hatten 224 Mietwohnungen und 28 Plätze in der stationären Pflege“, sagt Gitte Doege heute schmunzelnd, „doch mit 24 Jahren bin ich auch nicht auf die Idee gekommen, dass diese Relation nicht funktionieren kann.“ Aus der Not – die Pflegebetten waren bereits binnen Wochen belegt – hat sie schließlich eine Tugend gemacht, um ihr Versprechen zu halten: „Wer bei uns einzieht, muss auch bei Pflegebedürftigkeit nicht mehr ausziehen.“ Das war der Beginn, der ambulanten Pflege in den AWO-Servicehäusern den Vorrang vor der stationären Pflege zu geben: „Was die AWO bereits in den frühen 80er Jahren umgesetzt hat, hat die Politik mit dem Pflegestärkungsgesetz II in den vergangenen Monaten als wegweisend für die Zukunft bestätigt“, sagt Uwe Braun, Unternehmensbereichsleiter der AWO Pflege.
AWO-Servicehäuser bieten individuelle Hilfen
Älteren Menschen ist es wichtig, selbstbestimmt leben zu können. „In den AWO-Servicehäusern können die Menschen vielfältige Angebote wahrnehmen und Fachkompetenz genießen, gleichzeitig können sie unabhängig in einem eigenen Appartement leben“, sagt Gitta Doege, die in den frühen 80er Jahren den ersten AWO-Lehrgang zur Sozialmanagerin berufsbegleitend in Frankfurt besucht hat.
Die Stärken der Servicehäuser bestehen in der Vernetzung verschiedener Angebote und ihrer fünf Prinzipien. Privatheit und Unabhängigkeit: Die Menschen im Servicehaus bleiben Mieter*innen ihrer eigenen vier Wände, auch dann, wenn sie auf umfassende Hilfe angewiesen sind. Sicherheit und Verbindlichkeit: Der Grundservice garantiert allen Mieter*innen Sicherheit bei Tag und Nacht. Begegnung und Geborgenheit: Mitarbeiter*innen im Servicehaus respektieren die Privatheit der Mieter*innen und sind Gast, wenn sie eine Wohnung betreten. Hilfe nach Maß: Dienstleistungen stehen umfassend zur Verfügung, aber gebucht und berechnet wird nur das, was tatsächlich in Anspruch genommen wird. Wohnen bis zum Lebensende: „Wohnen bis zum Lebensende bezeichnet ein Prinzip des Servicehauses und auch ein Versprechen der Arbeiterwohlfahrt, das wir alle Gitta Doeges Tatkraft zu verdanken habe“, sagt Geschäftsführer Michael Selck. Das sei die Voraussetzung für ein selbstbestimmtes Leben in Würde.
Mehr Plätze für die Tagespflege
Gitta Doege hat ihr Büro in der Vaasastraße bereits geräumt, sie bleibt der AWO Schleswig-Holstein aber noch bis Januar 2017 erhalten und wird die Bauprojekte der Servicehäuser betreuen. Abgesehen davon hat sie ganz nach ihrem Motto „ambulante Pflege zuerst“ noch einige Umbauten in Kiel geplant: „Bis Ende des Jahres schließen wir noch die stationären Bereiche in Suchsdorf und im Lübscher Baum, dafür bauen wir an beiden Standorten die Tagespflege weiter aus“, so Gitta Doege. Ihre Nachfolgerin Birgit Walkenhorst übernimmt am 1. Juli die Leitung der Kieler Servicehäuser. Sie war in den 80er Jahren bereits als Streetworkerin in Mettenhof und in den vergangenen sechs Jahren in Freiburg als Leiterin einer Pflegeeinrichtung des Evangelischen Stift Freiburg tätig.