Das „Monster“

12. November 2014

Das "Monster" hat seinen Platz im Wohnzimmer gefunden

Nur langsam hat sich Frau Sczechowski an dringend nötige Hilfsmittel gewöhnt

Wenn ein Kunde im Bett nach unten gerutscht ist, gelingt es manchmal nur mit vereinten Kräften, ihn wieder nach oben zu ziehen. Für eine Pflegekraft alleine ist das oft unmöglich oder strapaziert den Rücken stark – es sei denn, es stehen Hilfsmittel zur Verfügung. Mit einer untergelegten Gleitmatte oder Gleit-Handschuhen beispielsweise gelingt es leicht, den Kunden wieder in die richtige Position zu bringen, und
der Rücken wird geschont. Meistens stehen uns solche Hilfsmittel zur Verfügung. Nicht immer jedoch sind auch die Kunden leicht von diesen Geräten zu überzeugen. So lehnte beispielsweise Frau Sczechowski, die als MS-Patientin von uns betreut wird, zunächst jegliche Hilfsmittel ab. Nur langsam freundete sie sich mit einem Rollstuhl, einem Toilettenstuhl und einer Greifzange an. Immerhin ermöglichten ihr diese noch eine gewisse Eigenständigkeit. Später erklärte sie sich auch bereit, sich mit einer Drehscheibe oder einem Rutschbrett versorgen zu lassen, mit der wir sie beispielsweise vom Bett in den Rollstuhl bewegen konnten. Ein Pflegebett akzeptierte sie jedoch erst, nachdem wir uns geweigert hatten, sie weiterhin in einem „normalen“ Bett zu versorgen.

Ängste und Rückenprobleme

Als Frau Sczechowski nicht mehr in der Lage war, selbst aktiv beim Transfer mitzuhelfen, reichte auch das Pflegebett nicht mehr. Einen Patientenlifter, der es uns ermöglicht hätte, sie umzulagern oder umzusetzen, lehnte sie jedoch kategorisch ab, da sie große Angst davor hatte. Dies führte dazu, dass kaum noch eine Mitarbeiterin bereit war, sie zu versorgen. Und auch ich selbst hatte bald mit Rückenproblemen zu kämpfen. Nach mehreren Gesprächen mit Frau Sczechowski und dem Sanitätshaus einigten wir uns schließlich auf folgendes Vorgehen: Zunächst schulten die Mitarbeiter des Sanitätshauses bei unseren Dienstbesprechungen alle Pflegekräfte im Umgang mit verschiedenen Liftern und Tragetüchern. Anschließend fuhren eine Kollegin und der Mitarbeiter des Sanitätshauses mit drei verschiedenen Liftermodellen zu Frau Sczechowski nach Hause und testeten, welches Modell das passende für sie war. Bis sich Frau Sczechowski endgültig mit diesem Lifter anfreunden konnte, dauerte es noch einmal einige Monate. Doch die Geduld hat sich gelohnt: Inzwischen nutzen wir den Lifter für jeden Transfer. Frau Sczechowski nennt ihn liebevoll ihr „Monster“, und sie kann wieder von allen Kolleginnen rückenschonend versorgt werden.

Rainer Kühnhold, Altenpflegefachkraft AWO Sozialstation Lauenburg