Quartiersentwicklungsprojekt soll Lebensqualität von Senior*innen verbessern
„Ich wohne schon seit 1955 in Wittorf. Hier bin ich Zuhause, hier kenne ich mich aus.“ Für Waltraud Otte (73) ist klar, dass sie auch den Rest ihres Lebens in Wittorf verbringen möchte. Doch manchmal wünsche sie sich Begegnungsmöglichkeiten – gerne auch generationsübergreifend. „Seitdem Hamanns Gasthof abgerissen wurde, fehlt mir das leider.“
Um mehr darüber zu erfahren, wie die Menschen in Wittorf ihr Wohnumfeld empfinden und was ihnen fehlt, sprachen Marianne Lingelbach, Vorsitzende des Festausschusses Wittorf, Hans Jürgen Holland Bürgerschaftsmitglied des Stadtteilbeirates und Karin Albert von der AWO Pflege am Freitag bei EDEKA Germer mit den älteren Passanten. In persönlichen Gesprächen und mit Hilfe von Fragebögen wollten sie herausfinden, wodurch die Lebensqualität von Senior*innen in Wittorf verbessert werden könne. Dabei äußerten viele Befragte ähnliche Bedarfe wie Waltraud Otte. Sie wünschen sich Begegnungsmöglichkeiten, mehr Beratungsangebote und Unterstützung im Alltag. „Mich überrascht das Ergebnis nicht“, sagt Karin Albert. „Jetzt müssen in der Quartiersarbeit nur die richtigen Weichen gestellt werden, um diesen Bedürfnissen nachzukommen.“
Marianne Lingelbach sieht die Umfrage ebenfalls als Chance: „Die Befragung erfasst die unmittelbaren Bedarfe im Stadtteil. Diese zu kennen bietet den Akteuren vor Ort die Möglichkeit, die Zukunft von Wittorf gemeinsam zu gestalten.“ Als Vorsitzende des Festausschusses Wittorf weiß Marianne Lingelbach ganz genau, wie der Stadtteil tickt und hofft, dass die Anwohner*innen von dieser Umfrage langfristig profitieren können.
Denn in den nächsten Wochen werden die Ergebnisse der Umfrage ausgewertet. Im Anschluss will die AWO für Neumünster Fördermittel bei der Stiftung Deutsches Hilfswerk für ein Quartiersprojekt in Wittorf beantragen. Ziel bei einer seniorengerechten Quartiersentwicklung ist es, Netzwerke zu schaffen und Menschen zu ermöglichen, auch bei Hilfe- und Pflegebedarf so lange wie möglich in ihrer gewohnten Umgebung zu bleiben. Das Ziel sei sicherlich ambitioniert. Doch in einer alternden Gesellschaft ändern sich auch die Bedürfnisse der Einwohner*innen. „Wir wollen bestehende Angebote nicht nur optimieren, sondern auch vernetzen. Gemeinsam mit den Akteuren vor Ort sollen neue Strukturen geschaffen werden“, sagt Anike Ohmes Koordinatorin für die Quartiersentwicklung der AWO Pflege. Wichtig dabei sei auch, die Senior*innen in die Entwicklung einzubeziehen. Neben konkreten Hilfsangeboten gehe es nämlich auch darum, das Potenzial der Wittorfer zu nutzen. Denn in der Befragung kam weiterhin heraus: Viele Senior*innen können sich vorstellen, sich im Rahmen ihrer individuellen Möglichkeiten bei der Gestaltung des Wohnumfeldes einzubringen.