Landesweit erste Altenpflegestudentin im neuen
dualen Studiengang Pflege in Lübeck
Kiel/Lübeck, 5. Juni 2015. In Lübeck hat die landesweit erste Altenpflegestudentin im neuen dualen Studiengang Pflege ihren Ausbildungsvertrag unterzeichnet. Die 22-jährige Julia Rakebrandt wird am 12. Oktober ihre Ausbildung an der Universität zu Lübeck und in der WOHNpflege des AWO Servicehauses Lübeck beginnen.
Der achtsemestrige Studiengang, der die berufliche Ausbildung in der Pflege mit einem universitären Studium verbindet, war im Herbst 2014 ins Leben gerufen worden. Bisher hatten sich aber lediglich Studierende in den Bereichen Gesundheits- und Krankenpflege sowie Gesundheits- und Kinderkrankenpflege eingeschrieben. “Die Ausbildung ist sehr kompakt und die Belastung für die Studierenden durch die doppelte Herausforderung sehr hoch. Gerade jetzt am Anfang haben die Studierenden aber auch sehr viele Mitwirkungsmöglichkeiten und werden auch in die Weiterentwicklung des Konzepts mit einbezogen, was die Ausbildung zusätzlich attraktiv macht”, sagt Uwe Braun, Leiter des Unternehmensbereichs Pflege der AWO Schleswig-Holstein. Die Einschreibung für das Wintersemester ist ab sofort bis zum 15. September des Jahres möglich. Interessentinnen und Interessenten können sich noch bis 31. August bei der AWO oder einem anderen Kooperationspartner der Universität zu Lübeck für das duale Studium Pflege bewerben.
“Wohin geht der Weg? Und was muss eventuell noch geändert werden?” Mit diesen und anderen Fragen beschäftigt sich auch Hanna Stooß, Einrichtungsleiterin des AWO Servicehauses Lübeck, seit einem Jahr gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen der Universität und anderen Kooperationspartnern aus der Praxis in regelmäßig stattfindenden Fachbeiratssitzungen. “Auch wenn für uns alles Neuland ist, haben wir durch diese Mitwirkung und Vernetzung schon einen sehr guten Überblick über das erweiterte Kompetenzprofil und können die Ausbildungsinhalte, die über die einer examinierten Altenpflegekraft hinausgehen, entsprechend in den Arbeitsalltag von Frau Rakebrandt einbinden.”
Julia Rakebrandt selbst, die am 31. Juli ihre Ausbildung zur Industriekauffrau abschließt, freut sich bereits sehr auf die duale Ausbildung: “Der Job als Industriekauffrau hat mir zwar Spaß gemacht, aber währenddessen ist mir auch klar geworden, dass ich lieber mit und für Menschen arbeiten möchte”, so die 22-Jährige. “Ich bin noch jung, jetzt kann ich noch etwas Neues anfangen.” Im Vorfeld hatte Julia Rakebrandt bereits die Gelegenheit, einen Tag in die AWO WOHNpflege Lübeck reinzuschnuppern. “Das hat mir super gut gefallen, und ich habe mich sofort wohlgefühlt.”
In einem Bachelor-Abschluss Pflege sieht Julia Rakebrandt einen weiteren entscheidenden Vorteil: “Im Vergleich zur klassischen Ausbildung erhält man in viele weitere Bereiche wie zum Beispiel Psychologie oder Gesundheitsökonomie Einblick und kann später dann entscheiden, in welche Richtung man gehen möchte. Das eröffnet einem ein großes Tätigkeitsfeld mit besten Zukunftschancen.” Sie selbst kann sich gut vorstellen, später in das Qualitätswesen zu gehen: “Abläufe optimieren und koordinieren, das würde mir Spaß machen.”
Von der Notwendigkeit, junge Menschen für diese Bereiche zu qualifizieren, ist auch die AWO überzeugt: „Um die Gesellschaft auf die komplexen Herausforderungen in der Altenpflege vorzubereiten, brauchen wir künftig zusätzlich zu den klassischen Altenpflegern noch mehr Menschen wie Julia Rakebrandt, die fundiertes theoretisches Wissen erwerben und kritisch reflektieren, dieses aber auch praktisch anwenden und anderen vermitteln können“, so Uwe Braun.
Hintergrund

von links: Nina Pelzer, Diplom Gerontologin und stellvertretende Einrichtungsleitung AWO SH Lübeck – Uwe Braun, Leiter Unternehmensbereich AWO Pflege – Prof. Dr. Sascha Köpke, Leiter der Sektion für Forschung und Lehre in der Pflege, Universität Lübeck – Dr. Katrin Balzer, Studiengangkoordinatorin Dualer Bachelorstudiengang Pflege
Der Studiengang Pflege verbindet die berufliche Ausbildung in der Pflege mit einem universitären Studium. Wer sich im Studiengang für den Schwerpunkt Altenpflege entscheidet, kann somit künftig den praktischen Teil der dualen Ausbildung in einer Einrichtung oder einem Dienst der AWO Pflege Schleswig-Holstein oder eines anderen Kooperationspartners aus der Pflege machen. Die theoretischen Inhalte werden an der Universität zu Lübeck vermittelt. Statt Studiengebühren zu zahlen, erhalten die Teilnehmer von Anfang an eine Ausbildungsvergütung, die der normalen Vergütung eines Auszubildenden zur Altenpflegefachkraft entspricht.
Um kontinuierlich Praxiserfahrung zu sammeln und nah am Menschen zu bleiben, wechseln sich in der Ausbildung Studien- und Praxisphasen ab. Zudem können die Studierenden, wenn sie nach drei Jahren (sechs Semestern) ihren Berufsabschluss in der Altenpflege erhalten, weiter in Teilzeit bei der AWO beschäftigt bleiben. Auch wenn sie nach vier Jahren (acht Semestern) ihren Hochschulgrad Bachelor of Science erhalten, ist zunächst eine längere Praxisphase erwünscht. Aber auch die Weiterqualifizierung über ein Master-Studium ist zu einem späteren Zeitpunkt möglich.
“Wir qualifizieren die angehenden Fachkräfte mit dem Studium nicht vom Bewohner weg, sondern zum Bewohner hin“, erklärt Prof. Sascha Köpke, Initiator des Studiengangs und Leiter der Sektion für Forschung und Lehre in der Pflege an der Universitätzu Lübeck. „Und dass angesichts der steigenden Anforderungen in der Pflege der Einsatz akademisch qualifizierter Pflegekräfte in der Praxis den Menschen, die sie betreuen, zugutekommt, ist international gut belegt: So haben die Erfahrungen in anderen Ländern gezeigt, dass durch den Einsatz von Pflegekräften mit Bachelorabschluss in der Praxis unerwünschte Ereignisse vermieden werden können, die Liegedauer der Pflegebedürftigen reduziert und die Sterberate sowie die Wiederaufnahmerate gesenkt werden.“
Nähere Infos zu Inhalten und Ablauf des dualen Bachelorstudiengangs Pflege finden Sie hier.
Kontakt:
Uwe Braun (Leiter Unternehmensbereich Pflege)AWO Schleswig-Holstein gGmbH
Sibeliusweg 4
24109 Kiel Tel.: 0431/5114-550
Fax: 0431/5114-559
E-Mail: uwe.braun@awo-sh.de