Studierende entwickeln Ideen für eine alternsgerechte Quartiersentwicklung
Kiel/Lauenburg, 27.07.2017:
„Wie muss ein Lebens- und Wohnraum sozialräumlich und architektonisch gestaltet werden, um den Bedürfnissen älterer Menschen gerecht zu werden?“ Dieser Frage war ein Lehrforschungsprojekt der Fachhochschule Lübeck im Sommersemester nachgegangen. Bei dem Projekt, das darauf abzielte im Rahmen der städtebaulichen Analyse vorhandene Planungen aufzubereiten, die baulichen und sozialräumlichen Gegebenheiten zu analysieren und Gespräche mit Experten vor Ort zu führen, wurden die Studierenden von der Stadt Lauenburg und der AWO Pflege unterstützt.
Im Rahmen des 2. Studienprojekts im Fachbereich Bauwesen hatten unter Leitung von Prof. Stephan Wehrig und Dipl.-Geografin Kathleen Schmidt, elf Masterstudierende aus den Bereichen Architektur und Städtebau und Ortsplanung zu den Themen Stadtgestalt, Bebauungs- und Freiraumstruktur, Verkehr und Erschließung, Versorgung und soziale und kulturelle Infrastruktur gearbeitet. „Zuerst mussten sich die Studierenden mit den theoretischen Grundlagen auseinandersetzen und ihr Wissen mittels eigener Recherche vertiefen. Mehrere Exkursionen zu den Projektpartnern nach Lauenburg gaben ihnen schließlich den Einblick in die Bedingungen vor Ort“, erläuterte Kathleen Schmidt die Herangehensweise. „Insgesamt haben die Studierenden über 2.000 Arbeitsstunden in das Projekt gesteckt.“
Am Mittwoch wurden die Ergebnisse in der Lauenburger Begegnungsstätte BeLaMi präsentiert. Die Trennung von Unterstadt und Oberstadt war dabei eine der zentralen Herausforderungen in Lauenburg. „Momentan ist der Zugang zur Unterstadt nicht barrierefrei“, sagt Lara Bohlmann, die sich mit der Stadtgestalt, Bebauungs- und Freiraumstruktur auseinandergesetzt hat. Hinsichtlich eines alternsgerechten Quartiers müsse daher eine Verbindung zwischen Ober- und Unterstadt geschaffen werden. Bettina Bastian und Nora Duwe teilen diese Einschätzung: „Mobilität ist eine entscheidende Maßnahme zur Teilhabe im Alter. Wer mobil ist, kann seinen Alltag frei gestalten und seine Umgebung sowohl räumlich erfassen, als auch sozial.“ Nach der Präsentation standen die Studierenden in einer kleinen Ausstellung für die Interessierten in Expertenteams für weitere Erläuterungen bereit.
An der Ergebnispräsentation nahm neben Bürgermeister Andreas Thiede auch Bauamtsleiter Reinhard Nieberg teil. Auch wenn nicht alle Anregungen neu seien, sei ein junger, unvoreingenommener Blick von außen wichtig, um Lauenburg nicht nur im Sinne der Senior*innen weiterzuentwickeln. Andreas Thiede ergänzte: „Mit Ihren Forschungsergebnissen haben Sie der Stadt Lauenburg ein Geschenk gemacht. Nun liegt es an uns, das Geschenk auszupacken und für uns zu nutzen.“
Auch die Quartiersentwicklerin Claudia Löding zeigte sich beeindruckt von den Ergebnissen, spiegelt doch besonders das Thema soziale und kulturelle Infrastruktur ihr eignes Arbeitsfeld wider. „Es ist natürlich aufregend, wie Außenstehende unsere Arbeit im Quartier bewerten und es waren einige Anregungen dabei, die ich gerne umsetzen möchte.“ Langfristig wird die AWO Pflege Schleswig-Holstein die Ergebnisse für einen Verlängerungsantrag des Quartiersprojekts in Lauenburg bei der Fernsehlotterie um weitere zwei Jahre nutzen.