Ich hab noch viel zu erzählen! Von Gespenstern und Lebensgeistern der Kriegskindergeneration

15. January 2018

Erinnerungskiste

16.1.- 26.1.2018 Ausstellung von persönlichen “Erinnerungskisten“ 

Foyer der AWO Landesgeschäftsstelle, Sibeliusweg 4, 24109 Kiel

Viele der Menschen, die jetzt pflegebedürftig sind oder werden, gehören der Generation der sogenannten „Kriegskinder“ an, geboren in den 30er Jahren, aufgewachsen im Krieg und konfrontiert mit oft lebensbedrohlichen Erlebnissen. Erinnerungen an Flucht und Bombennächte, an Verlust und Vertreibung, aber ebenso an das erste Lachen nach dem Krieg, das Gefühl, wieder in Sicherheit zu sein, oder die Erkenntnis, in Schleswig- Holstein eine neue Heimat gefunden zu haben, prägen auch heute noch ihre Erzählungen. Nicht alle Menschen haben traumatisierende Erfahrungen gemacht, aber alle haben in Zeiten gelebt, die besondere Anforderungen an das Leben und auch das Zusammenleben gestellt haben.

Was haben Kriegserinnerungen mit der Pflege zu tun?

Die Kriegskinder kommen jetzt in das Alter, in dem sie auf Unterstützung und Hilfe angewiesen sind. Die täglichen Erfahrungen in der Pflege zeigen, dass die Erlebnisse, die Erinnerungen sich nicht einfach ausblenden lassen. Was in den Zeiten des „Ärmel-Hochkrempelns“ nicht aufgearbeitet wurde, findet im Alter immer öfter den Weg zurück ins Bewusstsein. Gerade bei den Menschen, die zunehmend unter einer Demenz leiden oder auch bei denjenigen, die Verluste zu verkraften haben oder selbst im Sterben liegen, verdichten sich die häufig nicht aufgearbeiteten Erlebnisse zu oft sehr schmerzhaften Erfahrungen. Unter dem Titel: „Embracing history – Geschichte leben“ und mit Unterstützung von vielen Kooperations- partner*innen hat die AWO Pflege in den letzten Jahren die sogenannten Kriegskinder, die Menschen, die in den Jahren des Zweiten Weltkriegs geboren oder aufgewachsen sind, eingeladen, ihre Geschichten den nachkommenden Generationen zu erzählen. Begleitet von Künstlerinnen des Bundesverbandes Bildender Künstler (BBK) haben die Erinnerungen auf unterschiedliche Art und Weise Gestalt angenommen.

10 künstlerisch gestaltete Erinnerungskisten veranschaulichen sowohl das Leid als auch die Momente von älteren Menschen während und nach dem Zweiten Weltkrieg. Eindrucksvoll dokumentieren und vermitteln sie lebensgeschichtliche Erfahrungen. Thematisiert werden dabei individuelles Glück und Leid ebenso wie die Leistungen und Anstrengungen der Menschen. So werden diese Erinnerungskisten zu einer wichtigen und hochinteressanten Form der Begegnung und der Kommunikation.