„Ich habe ein unglaubliches Leben gehabt“

4. January 2014

Auch wenn die Beine derzeit nicht so wollen, wie Therese Friederichs will, sagt die 100-Jährige überzeugt: „Es gibt für mich keinen Grund zu meckern oder zu prahlen. Ich bin total glücklich mit meinem jetzigen Leben.”

Dieses Leben war schon immer prall gefüllt, und auch heute noch ist Therese Friederichs Alltag voller Leben und selbstbestimmt: “Ich mache morgens mein Bett, wische Staub und sorge im Zimmer für Ordnung.“ Auch das Bad putzt sie mit ihren hundert Jahren noch selbst: „Denn keiner putzt das Bad so gründlich wie ich.”

Wichtig ist Therese Friederichs auch ihr Äußeres: „Augenbrauenstrich, Wangenrouge, Lippenstift und lackierte Fingernägel – die müssen sein!“ Und auch für ihr Zimmer in der WOHNpflege Elmshorn nimmt sie sich immer mal ein schönes Blümchen aus der Gärtnerei mit. „Ein Traum“ sei das Zimmer, meint die 100-Jährige, und nicht nur deshalb fühlt sie sich seit sechs Jahren rundum wohl in ihrem Zuhause.

Ein Traum war das Leben nicht immer für Frau Friederichs, und dennoch, sagt sie, sei sie reich beschenkt: Am 17. Juni 1913 in Cochem an der Mosel geboren, arbeitete sie nach der Schule zunächst in der Schlachterei der Eltern mit: „Für eine Woche Arbeiten bekam ich von meinem Vater ein Taschengeld von 50 Pfennigen. Das reichte gerade für einen Kinobesuch“, erinnert sie sich.

Auch die ersten Jahre mit ihrem Mann Josef, den sie 1934 heiratete und der sie schließlich nach Elmshorn führte, hat sie nicht nur in guter Erinnerung: „Es war furchtbar, Toilette im Hof, und wenn es gefroren hatte, hatten wir ein Problem.“

Trotz dieses schwierigen Starts hat sie ihr Leben als glücklich in Erinnerung, vor allem ihre vielen Reisen, unter anderem in den Orient. „Ich habe ein unglaubliches Leben gehabt“, sagt Therese Friederichs, und an diesem Gefühl hat auch der Tod ihres Mannes und eines Sohnes nichts geändert.

Auch dass sie bislang weder Stock noch Rollstuhl braucht, empfindet Therese Friederichs als Glück, denn das macht sie auch mit Hundert noch mobil: „Wenn ich Lust habe, fahre ich in die Stadt oder gehe zum ALDI. Und unterwegs treffe ich meistens nette Menschen, die mich ansprechen und mit denen ich ins Gespräch komme.“

Auch wenn sie deshalb nie einsam ist, so liebt sie doch auch das „Für-sich-sein“: „Ich lese und blättere gerne in Zeitschriften und Illustrierten, die mir liebe Menschen vorbeibringen, oder schaue mir im Fernsehen Sport an. Ich bin eine Sportnärrin!