Kleingärtner geben Senioren eine grüne Heimat

30. May 2018

Vereinschef Torsten Jürgens mit Mieterin Marga Csupor - dem "Maulwurf im Beet" - bei der Einweihung im Beisein von etwa 50 Mietern des Servicehauses

Nach dem Verlust des Schrebergartens auf der Mumm’schen Koppel gibt es nun einen neuen Platz für Awo-Mieter

Vertreibung aus dem Paradies: Der Verlust des Schrebergartens in der Mumm’schen Koppel hatte die Bewohner des Awo-Servicehauses an der Schulze-Delitzsch-Straße im letzten Sommer schwer getroffen. „Das war sehr traurig“, sagt  Mieterin Marga Csupor. „Unser Garten war gerade erst eingeweiht, alle Beete fertig – und dann das.“ Für die Senioren war es ein Schrebergarten  „für alle Sinne“. Auch für Anne Machtans (84). „Sogar unsere Kinder haben geholfen, Büsche und Blumen anzupflanzen.“ Jetzt sollen auf dem verlassenen Terrain 150 Wohnungen entstehen.

Für die Awo  hat sich nun eine Alternative aufgetan. Der Kleingärtnerverein Adelbylund stellte eine gut 200 Quadratmeter große Parzelle zur Verfügung gestellt, die in nördlicher Richtung nur einen Steinwurf vom alten Domizil entfernt liegt. „Da war vorher nix“, sagt Vorsitzender Torsten Jürgens, „das ist extra dafür geschaffen worden.“ Und alle haben mit angepackt. Das würdigte Pflegedienstleiter Jürgen Stickel in seiner Ansprache bei der Einweihung. Er freue sich sehr über die neue Errungenschaft,  auch wenn der Weg dahin einige Nerven gekostet habe. „Wir haben fleißige Mieter, die sich hier eingebracht haben“ – nicht nur handwerklich,  sondern auch mit wertvollen Tipps für die Gartengestaltung. Ein besonderes Lob ging an Marga Csupor, die von Stickel humorig als „Maulwurf im Beet“ bezeichnet wurde.

In der Tat hat  sich Marga Csupor hier besonders eifrig ausgetobt. „Eigentlich war meine Motivation ja dahin“, sagt sie, „aber einmal Gärtnerin, immer Gärtnerin“. Die 79-Jährige hat entfernt, was unbrauchbar war und ein blühendes Rundbeet angelegt. Apfelbaum, Hortensien und Sommerflieder sollen folgen. „Es geht ja gerade erst los.“

Das frisch erworbene Terrain eröffnet nicht nur neue Wege   generationsübergreifender Stadtteilarbeit, sondern auch bei der Beschäftigung in der ambulanten und stationären Pflege. Denn ein Garten bietet viele Möglichkeiten einer sinnvollen Beschäftigung, vom Pflanzen und Säen bis zum Unkrautzupfen und Ernten –  viel  frische Luft tut ein Übriges. Das psychische und physische Wohlbefinden wird gestärkt. Das hat sich schon bei der im Teamwork vollzogenen Errichtung der schwedenrot gestrichenen Blockhütte im Kleingarten gezeigt.

Einige der Pächter auf der Mumm’schen Koppel hatten sich seinerzeit gegen die Bebauung gewehrt. Für sie hatte es keinen Dauervertrag geben, sondern lediglich eine Verlängerung Jahr für Jahr. Inzwischen hat man sich mit der Erbengemeinschaft, der die Fläche gehört, geeinigt.

Es sollen an diesem Platz 150 Wohnungen in Geschossbauweise entstehen. Mit knapper Mehrheit hat der Rat diesem Ansinnen im Dezember letzten Jahres grünes Licht erteilt und den Aufstellungsbeschluss gefasst. Laut Stadtsprecher Clemens Teschendorf könnte es kurz nach der Sommerpause zu einer frühzeitigen öffentlichen Beteiligung kommen. Einen Satzungsbeschluss zum B-Plan müsste die Ratsversammlung abschließend auf den Weg bringen.

Das Prozedere kann also noch einige Zeit in Anspruch nehmen. Bis dahin, so viel ist sicher, werden die Awo-Mieter mit dem grünen Daumen ihr Wirkungsfeld zur neuen Blüte gebracht haben. Nicht zuletzt dank der Tatkraft von Marga Csupor. „Ich wühle doch“, sagt sie,  „so gern in der Erde.“

 Gunnar Dommasch, Redakteur Flensburger Tageblatt