Ehrenamtler aus dem AWO-Servicehaus Sandberg überraschten am Valentinstag das Pflegepersonal
Überraschung am Valentinstag: Sechs engagierte und langjährig aktive Ehrenamtler aus dem Awo Servicehaus am Sandberg hatten Spenden eingeworben, um dem schon seit zwei Jahren arg belasteten Pflegepersonal und weiteren Mitarbeitern eine Freude zu bereiten. Etwa 100 Mieter und Mieterinnen waren begeistert bei der Sache. “Keiner hat sich gesträubt”, brachte es Lisa Knutzen (83) auf den Punkt. Und dann wurden fleißig Kuchen gebacken und Brote geschmiert.
“Jeder von uns hat sich eine Etage vorgenommen und dort gesammelt”, beschreibt Sigrid Kubis die Aktion. 300 Euro Erlös kamen so schnell zusammen, die nun in einem reichhaltigen Buffet ihren Niederschlag fanden – vom Käsekuchen bis zum belegten Mettbrötchen und Kaffee satt war alles dabei. Und Blumen gab es obendrein.
“Wir sagen danke!”, rief Pflegedienstleiter Jürgen Stickel aus. Man wolle etwas zurückgeben an diejenigen, von denen man so viel bekomme. Er hatte die Idee gemeinsam mit Verena Schmidt-Braess (Sozialer Dienst) entwickelt. “Wir wollten damit ein positives Zeichen setzen in dieser schwierigen und für alle angespannten Zeit und die gegenseitige Wertschätzung und den Gemeinschaftsgedanken stärken.“
Geben und Nehmen. Dieser Aspekt wurde auch von Hella Witt, einer Mieterin der ersten Stunde, aufgegriffen. Die 81-Jährige, die an den Rollstuhl gefesselt ist, lobte die Pflegekräfte über den grünen Klee: “Sie sind immer für uns da, wir können uns ganz auf sie verlassen – auch wenn es schwierig wird.” In diesem Zusammenhang zitierte sie das Awo-Motto “Zuerst kommt der Mensch.”
Probleme aber gibt es genug. Erst jüngst musste man einen Corona-Ausbruch in der Wohnpflege verkraften. Vier Pflegerinnen waren infiziert und fielen aus. Der Rest musste den Engpass ausfüllen. “Wir halten als Team zusammen”, betonte Veronika Pirrwitz, die für Sport und Fitness verantwortlich ist, “und sind in dieser Phase mega zusammengerückt.” Mit Abstand, versteht sich. Man rede, erklärte sie, miteinander und nicht gegeneinander. Die Mitarbeiterin zeigte sich ganz gerührt von der “tollen Geste” der Mieter, die immer mit Verständnis, Toleranz und Rücksichtnahme reagiert hätten, “wenn wir die Leistung mal nicht hundertprozentig bringen konnten”. Man werde eben auch als Mensch wahrgenommen.
Gleichwohl fehle ihnen, bekräftigten Pflegefachkraft Silke Ladwig, die Anerkennung auf gesellschaftlicher und politischer Ebene. Zu viele Lippenbekenntnisse! Allein von Applaus könne man nicht leben. Dabei geht es nicht nur um eine gerechte Bezahlung. “Wenn man erschöpft ist, nützen einem auch keine 50 Euro mehr”, stellte Silke Ladwig fest. “Wir brauchen mehr freie Tage, um auch einmal durchzuatmen.”
Gunnar Dommasch