Gut, besser, von allen getragen – der Dienstplan

7. April 2017

Einen guten Dienstplan zu schreiben, war jeden Monat eine große Herausforderung für mich. Denn dabei musste ich betriebliche Erfordernisse, Bedürfnisse von Kunden und Wünsche von Mitarbeiterinnen bestmöglich unter einen Hut bringen: die geplante Überleitung einer neuen Mieterin aus dem Krankenhaus, die betreut werden muss; das Mieterfest, das vorbereitet sein will; eine Mieterin, die im Sterben liegt; der Ehemann auf Dienstreise, das kranke Kind… Tod und Krankheit nehmen schließlich keine Rücksicht auf Dienstpläne.

Zusätzlich gibt es die gesetzlichen Vorgaben, die eingehalten werden müssen: So sollten zum Beispiel zwischen dem Ende und dem Beginn eines Dienstes zehn Stunden Ruhezeit liegen, wie das zwischen Spätschichtende um 20.30 Uhr und Beginn des Frühdienstes um 6.30 Uhr der Fall ist. Ruhezeiten von nur neun Stunden sind lediglich an Wochenenden oder auf Wunsch der Mitarbeiterin möglich. Dann wiederum ist die Ruhezeit innerhalb von vier Wochen auf 13 Stunden zu verlängern, wie das zum Beispiel während der gesamten Früh- oder Spätdienst-Woche der Fall ist.

Das alles miteinander zu vereinbaren, hat zugegebener Maßen nicht immer gleich gut geklappt, und natürlich war nicht immer jeder Wunsch zu erfüllen. Aber je ehrlicher und fairer alle zwischen „persönlicher Notwendigkeit“ und „es wäre ganz schön“ unterschieden und aufeinander Rücksichtgenommen haben, desto besser konnte ich die wirklich wichtigen Wünsche berücksichtigen.

Die Wünsche kommen auf den Tisch

Am langfristigsten wurde der Urlaub geplant: Gemäß Betriebsvereinbarung stimmten wir diesen bereits am Jahresende für das Folgejahr ab, zunächst schriftlich und dann bei einer gemeinsamen Urlaubsbesprechung. Damit der Betrieb auch zu Urlaubszeiten noch weiter läuft, haben wir genau festgelegt, wie viele Mitarbeiterinnen zeitgleich im Urlaub sein können. Gab es Überschneidungen, kamen die Wünsche in der Besprechung auf den Tisch und wurde geschoben, bis es passt.

Eine besondere Herausforderung stellten Urlaubszeiten und Krankheitswellen dar. Dann waren manchmal auch geteilte Dienste oder Mehrarbeitsstunden nicht vermeidbar, und der Plan muss kurzfristig angepasst werden, wie das Beispiel zeigt: Es sind Herbstferien, einige Kolleginnen  mit schulpflichtigen Kindern sind im Urlaub. Wenn sich dann noch zwei oder drei Kolleginnen krankmelden und die Nachtwache die Treppe runterfällt, hat man als Diensplanverantwortliche ein Problem. Dann kam es schon mal vor, dass ich einen halben Tag am Telefon verbrachte, um Kolleginnen aus dem Frei zu holen. Dabei schlug ich ihnen meist gleich andere freie Tage zum Ausgleich vor, um sie zu locken. Zum  Glück sahen die meisten die Notwendigkeit gleich ein, aber leider gab  es auch Mitarbeiterinnen, die auf Durchzug stellten. Dennoch versuchte ich  immer wieder, auch sie mit in die Verantwortung zu ziehen: “Jetzt hast  du sechs Mal nein gesagt, meinst du nicht, dass du jetzt doch mal dran  bist?” Andere Kolleginnen dagegen konnte ich auch nachts um 3 Uhr anrufen, und sie kamen sofort. Und manchmal übernahm auch ich selbst ein oder zwei Nächte.

Großer Zusammenhalt

Gut erinnern kann ich mich auch an eine Situation an meiner alten Arbeitsstelle im Servicehaus Lübscher Baum. Damals waren nur noch zwei Pflegekräfte mit Examen da, ein Kollege und ich. Also habe ich durchgängig den Frühdienst gemacht und er den Spätdienst, inklusive Wochenende, und das über mehrere Wochen. Das war natürlich eine Extremsituation und sehr anstrengend. Aber hinterher haben wir festgestellt: Wir haben auch viel Zeit gespart, weil keine langen Übergaben nötig waren, und unser Zusammenhalt war sehr groß. So etwas ist zum Glück die absolute Ausnahme gewesen, aber wir reden heute noch gerne darüber, wenn wir uns treffen.

Anja Bojart, war als Pflegedienstleiterin im Servicehaus Lübscher Baum und Wellingdorf viele Jahr für den Dienstplan verantwortlich bevor Sie auf eigenen Wunsch in den Nachtdienst wechselte.