Wenn Herr Mordhorst mit Kinggehle über Bushido diskutiert
Verwoben, vielschichtig und belastbar, so nehmen wir das Netz wahr, in dem das Servicehaus Mettenhof ein Knotenpunkt ist. Die Menschen und Institutionen aus dem Stadtteil, aus denen dieses Netz geknüpft ist, sind bunt und vielseitig und verweben sich fortwährend zu immer neuen Mustern. Immer wieder versuchen wir dabei, auch neue, lose Fäden aus dem Stadtteil aufzunehmen und an der Gestaltung unseres Stadtteils mitzuweben. So gibt es beispielsweise Verbindungen zur Stadtteilkonferenz Mettenhof und dem Arbeitskreis „Sozialraum“, aus denen schon viele Aktionen und Initiativen hervorgegangen sind, an denen wir mitgewirkt haben: Allen voran seit 2008 die Mettenhofer Kulturtage, an denen unser Stadtteilcafé zum Ort unterschiedlichster Kulturveranstaltungen und Treffpunkt verschiedenster Menschen aus dem Stadtteil wird. Verbindungen gibt es aber auch zum AWO Ortsverein und dem Kreisverband, mit dem wir gemeinsam Flohmärkte oder einen Stammtisch organisieren, oder dem Sportverein vor Ort.
Viel mehr als nur Zeitvertreib
Zu den stärksten Verbindungen unseres Netzwerks gehören jedoch unsere Kooperationen mit den Schulen, Kinderhäusern, dem Jugendbüro und den Kirchen im Stadtteil, insbesondere unser generationenübergreifendes Schulprojekt, in dem sechs bis neun Mieter und Bewohner sowie eine Mitarbeiterin des Servicehauses eine Grundschulklasse über vier Jahre regelmäßig im Unterricht besuchen und gemeinsame Unternehmungen durchführen. Bei den zweiwöchentlichen Treffen tauchen die Schüler in die Lebenswelt der Mieterinnen und Bewohnerinnen ein und entdecken dabei wie selbstverständlich das Alter. Umgekehrt ist das Projekt für unsere Mieterinnen viel mehr als nur Zeitvertreib. Wenn sie mit den Kindern trommeln, Schach spielen, über Kunst reden, eine Stadtrallye machen, ein Musical einstudieren oder einfach nur gemütlich frühstücken, lernen sie das Leben und den Stadtteil von einer anderen Seite kennen.
Über Generationsgrenzen hinweg
Aus diesem und anderen Projekten dieser Art haben sich zum Teil schon ganz persönliche Begegnungen und Freundschaften entwickelt, so wie die zwischen Egon Mordhorst und dem Mettenhofer Rapper Kinggehle, die sich bei einem Fotoshooting trafen. Im Gespräch stellte sich heraus, dass Kinggehle der Enkel einer langjährigen Freundin von Herrn Mordhorst ist, woraufhin beide gar nicht mehr aufhören wollten zu reden. Wenn Herr Mordhorst Kinggehle mit „Hey, Alter“ begrüßt und mit dessen Freunden über Bushido diskutiert, zwei Mädchen aus dem Jugendbüro Mettenhof wie selbstverständlich einen Ausflug ins Kieler Metro Kino organisieren, um gemeinsam mit den Senioren einen Film anzusehen, Frau Schwager aus dem Servicehaus mit Serhat von der Ganztagsschule am Göteborgring auf Klassenfahrt nach Sylt geht oder die Breakdancer aus dem Jugendbüro im Stadtteilcafé Hip Hop tanzen, sind das nur wenige von vielen Beispielen dafür, wie sich im Stadtteil Mettenhof Alt und Jung sowie Menschen unterschiedlicher Kulturen, Herkunftsfamilien und Institutionen begegnen – respektvoll, mit Verständnis und über die üblichen Generations- und Grundstücksgrenzen hinweg. „Es ist cool, gemeinsam Party zu machen“, fassten die Breakdancer Lukas Raymann und Marco Peik nach einem ihrer akrobatischen Tanzauftritte im Servicehaus diese Stimmung zusammen: „Wir dachten, die Senioren interessieren sich nur für Standardtänze und so langweilige Dinge, aber da hatten wir uns wohl geirrt.“
André Springer und Susanne Weber, Sozialpädagogen im Servicehaus Mettenhof