Senior*innen zeigen Studierenden ihre Nachbarschaft

9. June 2017

Mieter*innnen aus dem AWO Servicehaus Lübscher Baum und Studierende der Sozialen Arbeit (FH Kiel) nutzten einen Stadtteilspaziergang um über die Besonderheiten der Umgebung ins Gespräch zu kommen.

Bei bestem Wetter trafen sich fast 20 Menschen im Speisesaal des AWO Servicehauses Lübscher Baum, um gemeinsam einen Stadtteilspaziergang durchzuführen. Unter ihnen waren Mieter*innen des Hauses, Ralf Ibs und Gundula Raupach vom AWO Ortsvereins Kiel-Mitte, Studierende der Fachhochschule Kiel mit ihrer Dozentin Gesa Wulff und Kathrin Weighardt vom AWO Kreisverband Kiel. Nach einer Begrüßung und einführenden Worten durch die Leiterin der Kieler Servicehäuser, Birgit Walkenhorst, startete die Gruppe zum Spaziergang.

Der Weg der Teilnehmenden führte durch das sogenannte Stormarnviertel, entlang der Hamburger Chaussee zum Rondeel und zurück über die Alte Lübecker Chaussee zurück zum Servicehaus. Als Expert*innen des Stadtteils zeigten die Senior*innen den Studierenden ihr ganz persönliches Lebensumfeld und wiesen an vielen Stellen auf Auffälligkeiten hin. Als Stärken der Nachbarschaft wurden die gute Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr genannt und auch, dass die Einkaufsmöglichkeiten fußläufig gut erreichbar sind. Einige Teilnehmende nutzten die Gelegenheit aber auch um auf Kritikpunkte und Mängel hinzuweisen, die sie auch bei anderen Gelegenheiten beim Spazierengehen im öffentlichen Raum behindern, wie unebene oder zugeparkte Gehwege, die mit Rollator oder Rollstuhl nur schwer zu passieren sind.

Während der Begehung wurden die Erkenntnisse von den Studierenden protokolliert und fotografiert. Beim Abschlussgespräch im Servicehaus wurden bei einer kleinen Stärkung noch einmal die Erkenntnisse besprochen und zusammengefasst.

Erste Ergebnisse sind:

  • Lebensmittelgeschäfte und eine Drogerie sind sehr gut erreichbar.
  • Die Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr ist gut.
  • Das Spazierengehen am Theodor-Heuss-Ring ist aufgrund des Straßenlärms schwierig. Zudem ist die Steigung der Straße für viele Menschen eine Herausforderung.
  • Die Straßen in der Nachbarschaft weisen ein starkes Gefälle auf.
  • Es gibt zu wenig Verweil- und Sitzmöglichkeiten im öffentlichen Raum.
  • Die Bürgersteige sind teilweise sehr eng und mit einem Rollstuhl schwierig befahrbar.
  • PKWs parken teilweise auf Gehwegen und Absenkungen, sodass Fußgänger behindert werden.
  • Es gibt schöne Innenhöfe im Stadtteil, die jedoch privat sind.
  • Im Stadtteil fehlen eine fußläufig erreichbare Kirche, eine Apotheke, Begegnungsräume und barrierearme Cafés.
  • Die Fußgängerbrücke an der Dithmarscher Straße ist aufgrund ihrer Steigung für einige Senior*innen nicht überquerbar.
  • Teilweise lagen auf den Bürgersteigen Müllansammlungen und Bauschutt. Es fehlt an Mülleimern.
  • Die vielbefahrenen Straßen im Stadtteil schränken die Bewegungsfreiheit für weniger mobile Menschen ein.

Die Ergebnisse der Begehung nutzt die AWO Pflege Schleswig-Holstein für den Antrag eines Quartiersprojekts bei der Stiftung Deutsches Hilfswerk. Ziel ist es am Lübscher Baum durch eine seniorengerechte Quartiersentwicklung Netzwerke zu schaffen, die es Menschen ermöglichen, auch bei Hilfe- und Pflegebedarf so lange wie möglich in ihrer gewohnten Umgebung bleiben zu können.