Sprache als Brücke für ein kultursensibles Miteinander von Jung und Alt in der Altenpflege

17. June 2014
Nazanin Aram

Nazanin Aram

Kiel, 16.06.2014. Kristin Alheit, Ministerin für Soziales, Gesundheit, Familie und Gleichstellung in Schleswig-Holstein, überreicht am Donnerstag, dem 19. Juni 2014 um 14 Uhr 13 AWO-Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern mit Migrationshintergrund im Stadtteilcafé Mettenhof ein Zertifikat, das ihnen den erfolgreichen Abschluss des Kurses „Fachsprache Deutsch in der Altenpflege – FaDA“ bescheinigt. Der Sprachkurs wurde erstmals in dieser Form für Mitarbeiterinnen der Kieler Servicehäuser der AWO durchgeführt und ist Teil des Modellprojekts „Willkommen Vielfalt“ zur Entwicklung der Chancen interkultureller Vielfalt in der Altenpflege, das noch bis 2015 läuft.
Ministerin Alheit betont: „Der Altenpflegeberuf bietet für Menschen mit Migrationshintergrund eine besondere Chance: Es gibt zunehmend auch mehr pflegebedürftige Menschen mit Migrationshintergrund, die Pflegekräfte mit ähnlichen kulturellen Wurzeln besonders schätzen, da die Kommunikation einfacher abläuft. Zugleich sind Pflegekräfte mit Migrationshintergrund in Hinblick auf den steigenden Fachkräftebedarf ein großer Gewinn für die Pflege insgesamt. Das Projekt trägt dazu bei, dass kultursensible Pflege gelingt. Allen Beteiligten und insbesondere den Kursteilnehmerinnen gilt mein herzlicher Dank!“
Die Kieler Servicehäuser der AWO, zu denen auch das Haus in Mettenhof gehört, sind einer von sechs stationären und drei ambulanten Betrieben der Altenpflege, die am Modellprojekt in Schleswig-Holstein teilnehmen. Initiatoren sind das Institut für berufliche Aus- und Fortbildung (IBAF) und das AWO Bildungszentrum Preetz. Gefördert wird das Projekt unter anderem vom Sozialministerium des Landes. „Pflege ist Kommunikation mit unterschiedlichsten Partnerinnen und Partnern in und außerhalb der Einrichtung. Nur eine gute Kommunikation kann Brücke bei aller Vielfalt sein, damit ein Verstehen und Miteinander zwischen Jung und Alt – egal mit welchem kulturellen Hintergrund – gelingen kann“, erklärt Susanne Weber, Leiterin des AWO Servicehaus Mettenhof, das Ziel des Projekts.

„Kulturelle Vielfalt als Potential erkennen“
13 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus Guatemala, Afghanistan, Irak, Kuba, Polen und Russland hatten sich seit Mitte Dezember 2013 einmal pro Woche zum Unterricht getroffen. „Kein klassischer Kurs, in dem sie lernen, wie man Brötchen kauft oder nach dem Weg fragt“, so AWO-Projektkoordinator André Springer, „sondern einer mit dem Ziel, mehr Sicherheit in der Bewältigung fachsprachlicher Anforderungen zu erlangen, insbesondere beim Erstellen und Bearbeiten von Pflegeberichten, Pflegeplänen, Dokumentationen und anderen Schriftstücken.“
Der kulturelle Hintergrund, jede einzelne Biographie und der Einstieg in den Pflegeberuf der Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren dabei so unterschiedlich wie Tag und Nacht: „Diese kulturelle Vielfalt als Potential zu erkennen – dieses Ziel des Projektes knüpft nahtlos an unsere Unternehmenskultur und unser Selbstverständnis als allen Kulturen gegenüber offener Wohlfahrtsverband an“, erklärt Michael Selck, Geschäftsführer der AWO Schleswig-Holstein gGmbH. „In der Altenpflege, einem Berufsfeld, das dringend auf Mitarbeiterzuwachs angewiesen ist, hat eine solches Projekt eine doppelte Bedeutung: Es geht einerseits darum, Pflegekräfte aus dem Ausland besser in die deutsche Arbeitswelt zu integrieren. Andererseits werden auch zunehmend in Deutschland lebende Migranten pflegebedürftig, und auch für sie sollen Brücken zwischen den Kulturen gebaut werden“, so Selck weiter.

Kleines Projekt im großen
Projektmitarbeiter Florian Zurheide vom AWO Bildungszentrum Preetz war es, der die Idee eines berufsbezogenen Sprachkurses, angelehnt an das AWO-Schulungsangebot FaDA– Fachsprache Deutsch in der Altenpflege, als kleines Teilprojekt im großen Modellprojekt hatte: „Das FaDA-Konzept mit den acht Schulungsmodulen, welche thematisch an die Aufgaben- und Handlungsfelder in der Altenpflege anknüpfen, hat uns überzeugt“, sagt Susanne Weber. Mit Marianne Kuder, einer Mitarbeiterin für die soziale Betreuung in der WOHNpflege Mettenhof und ehemaligen Deutschlehrerin, konnte die perfekte Kursleiterin gewonnen werden. „Die am Kurs teilnehmenden Pflegekräfte mit ihren unterschiedlichen Herkunftssprachen waren sehr motiviert, sich ein differenzierteres Vokabular für den Umgang mit den Bewohnern und für die Dokumentation der Pflege zu erarbeiten“, resümiert Marianne Kuder. „In den Kurswochen wuchs mit dem fachlichen Erfahrungsaustausch das Vertrauen untereinander und die Bereitschaft, sich gegenseitig auch beim Lernen zu unterstützen.“

Vertrauen in eine fremde Sprache gewinnen
Welche Hürden im Alltag durch sprachliche Barrieren entstehen können, weiß Nazanin Aram, eine der Teilnehmerinnen. Bei ihr war es weniger der Kontakt zu den Mietern als vielmehr ein Missverständnis mit den Kolleginnen: „Es war auch für die Kolleginnen nicht so einfach mit mir, da ich zu Beginn sprachliche Probleme hatte, mich bei Notrufen der Mieter/innen über das Telefon zu melden. Man konnte den Eindruck haben, dass ich mich um das Laufen drücken wollte“, beschreibt sie in einem Interview  (siehe Anlage). Dieser Eindruck ist zum Glück lange aus der Welt und mit dem Deutschkurs konnte sie auch ihrem größten Problem mit der deutschen Sprache zu Leibe rücken – nicht dem Verstehen, sondern dem Lesen und Schreiben: „Es fällt mir deutlich leichter, aufzuschreiben, was ich getan habe. Ich finde die Worte schneller und habe mehr Vertrauen, dass es fachlich auch die richtigen sind.“

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Die Zertifikatsübergabe findet am Donnerstag, dem 19.06.2014 um 14:00 Uhr im Stadtteilcafé des AWO Servicehauses Mettenhof Vaasastraße 2a, 24109 Kiel statt.

Die Zertifikate werden gemeinsam von Kristin Alheit, Sozialministerin des Landes Schleswig-Holstein, und Michael Selck, Geschäftsführer der AWO Schleswig-Holstein gGmbH, überreicht.

Die Damen und Herren der Presse sind herzlich eingeladen, an der Zertifikatsübergabe teilzunehmen.

Rückmeldungen bitte an:

Julia Mönkehaus |Kieler Servicehäuser der AWO | Vaasastraße 2a    |24109 Kiel|
Telefon: 0431/ 5333053