AWO fordert eigenes Leistungspaket zur Entlastungen Angehöriger in der Sterbebegleitung
„Sterbende Menschen mit Pflegebedarf werden im neuen Referentenentwurf zur Pflegereform leider immer noch nicht ausreichend berücksichtigt“, kritisiert Michael Selck, Geschäftsführer der AWO Schleswig-Holstein nach der Anhörung der Verbände zum Referentenentwurf eines neuen Gesetzes zur Verbesserung der Leistungen für Pflegebedürftige. Notwendig seien nicht nur mehr Zeit für die Grundpflege in der letzten Phase des Lebens, sondern auch mehr Entlastungs- und Unterstützungsangebote für die mitpflegenden Angehörigen. Statt eines weiteren Pflegegrads für Sterbende, wie ihn die Stiftung Patientenschutz fordert, schlägt die AWO deshalb ein eigenes Leistungspaket der Entlastungspflege im Rahmen der Sterbebegleitung nach § 39 SGB XI parallel zur spezialisierten ambulanten Palliativversorgung (SAPV) vor, um auch die mitpflegenden An- und Zugehörigen zu unterstützen: „Sterbebegleitung muss den ganzen Menschen und vor allem die ganze Familie im Blick haben, also nicht nur den, der geht, sondern auch die, die Abschied nehmen müssen“, mahnt Michael Selck. Um die Betreuung und Pflege Sterbender im stationären Bereich zu verbessern, hat sich in Kiel Ende 2013 eine Arbeitsgruppe Palliative Care in den Pflegeheimen unter Federführung des Hospiz- und Palliativverbandes Schleswig-Holstein gegründet. „Alle Menschen sollten in Würde leben und sterben können, auch in Pflegeheimen“, so Michael Selck. Dazu gehöre auch, ihre persönlichen Wünsche am Ende ihres Lebens sowie die Bedürfnisse und Nöte der Angehörigen bestmöglich zu berücksichtigen: „Wir sind in Deutschland noch immer viel zu stark auf die medizinischen Aspekte der Palliativversorgung fixiert“, merkt Michael Selck an. „Diesen Blickwinkel müssen wir durchbrechen und das Augenmerk noch stärker auf die sozialen Aspekte richten, und zwar sowohl vor dem Tod als auch darüber hinaus.“ Wenn ein schwer Kranker nachts eine Krise hat, wird statt sterbegleitende Maßnahmen einzuleiten immer noch häufig der Notarzt geholt und der Sterbende landet häufig genau da, wo er nicht sein will: im Krankenhaus“, erzählt Bernd Weiß, Leiter des AWO Haus für Soziale Dienste in Büdelsdorf aus seiner über zwanzigjährigen Erfahrung in der Sterbebegleitung. Wichtig sei deshalb sowohl im stationären als auch im ambulanten Bereich eine noch engere Zusammenarbeit der Beteiligten: „Die unterschiedliche Professionen wie Pflegekräfte, Ärzte, Krankenhäuser und Apotheken müssen noch viel stärker vernetzt werden, gerade an den Schnittstellen wie zum Beispiel der Überleitung vom Krankenhaus nach Hause, damit die Familien wirkungsvoll unterstützt werden können“, regt Bernd Weiß an.