Über den Tellerrand geschaut

11. September 2014

Julia Stolzenberg und Christine Zarske, AWO Auszubildende und Marion Tönsfeldt, Sachbearbeiterin Pflegeversicherung Barmer GEK, sowie Katharina Claßen und Björn Bartsch, Auszubildende bei der Barmer GEK (von vorne links nach hinten rechts), Fotograf: Ralf Tschirschwitz

AWO Auszubildende in der Altenpflege lernen Alltag bei der Pflegekasse kennen

Auf welchen Formularen wird eine Pflegestufe beantragt? Welche gesetzlichen Vorgaben haben Auswirkungen auf die Entscheidung, zum Beispiel bei einem Antrag auf ein Hilfsmittel? Welchen Spielraum haben Mitarbeiter der Pflegekassen? Um Antworten auf diese Frage zu erhalten, wechselten Julia Stolzenberg und Christine Zarske, Auszubildende der Altenpflege, am Mittwoch, dem 10. September, ihren Arbeitsplatz bei der AWO Pflege, um im Rahmen der gemeinsamen Aktion mit der Barmer BEK „SoFas in die Pflege“ in die zuständige Pflegeversicherungsabteilung der Regionalgeschäftsstelle Kiel hinein zu schnuppern.

Ihr erstes Fazit:

„Alle geben sich große Mühe, dem Anliegen der pflegebedürftigen Menschen und deren Familien gerecht zu werden, aber die Formulare und Anträge für die Pflegeversicherung sind ganz schön umfangreich. Komplizierte Kalkulationen, Anspruchsprüfungen und Abrechnungen – da raucht einem schon nach kurzer Zeit der Kopf“, erzählt Julia Stolzenberg von ihrer Hospitanz. Auch wenn sie einiges davon schon in der Schule gelernt hatte: „Wie komplex das Ganze in der Praxis ist, das war neu für uns.“

Partnerschaftliche Zusammenarbeit für eine bestmögliche Versorgung

Ziel der gemeinsam Aktion von AWO und BEK war es, das gegenseitige Verständnis und die partnerschaftliche Zusammenarbeit noch weiter zu verbessern:

„Uns geht es natürlich darum, die bestmögliche Versorgung für die Menschen, die wir ambulant und stationär betreuen, zu ermöglichen“, so Sven Eibich, Praxisanleiter bei den Kieler Servicehäusern. „Deshalb ist es schon für unsere Auszubildenden wichtig zu wissen, welche Ermessensspielräume es bei den Entscheidungen der Pflegekasse gibt, zum Beispiel wenn es um Wohnraumanpassung oder Pflegehilfsmittel geht. Denn natürlich gibt es da auch immer wieder Konfliktpotenzial in der täglichen Zusammenarbeit.“

Umso wichtiger war es für die Auszubildenden bei der AWO, noch mehr darüber zu erfahren, welche gesetzlichen Vorgaben bei den Bewilligungen eine Rolle spielen, wenn es darum geht, notwendige Hilfen für Pflegekunden mit der Pflegekasse abzustimmen – auch um besser zu verstehen, warum zum Beispiel manche Anträge abgelehnt werden. „Nach der Hospitation können wir viel besser verstehen, welche Möglichkeiten, aber auch Grenzen die Pflegekassen bei Ihren Entscheidungen tatsächlich haben“, so Julia Stolzenberg und Christine Zarske.

Missverständnisse und Vorurteile abbauen

Auch Marion Tönsfeldt, Sachbearbeiterin für Pflegeversicherungen bei der Barmer GEK, bestätigt:

„Ich habe diesen Austausch als unheimlich konstruktiv und vertrauensbildend empfunden. Es war schön zu sehen, wie leicht es doch ist, Missverständnisse und/oder Vorurteile aus der Welt zu räumen, wenn man sich nur die Zeit nimmt, sich dem Partner auf Augenhöhe zuzuwenden.“

Im letzten Jahr hatten Auszubildende der Pflegekassen bereits einen Praxiseinsatz in der stationären und ambulanten Pflege der Kieler Servicehäuser absolviert. „Die Themen Alter und Pflege gewinnen für die Krankenkassen immer mehr an Bedeutung“, erklärt Michael Janowski, Regionalgeschäftsführer der Barmer GEK in Kiel. „Auch wenn unsere Pflegeberatung gut und umfänglich ist, viele Menschen haben trotzdem Probleme, die immer komplexer werden gesetzlichen Grundlagen mit ihrem Alltag in Verbindung zu bringen. Umso wichtiger ist es aus unserer Sicht, dass wir diesen Austausch fördern. Nur so können wir gemeinsam nach Lösungen suchen“, so Michael Janowski, Regionalgeschäftsführer der Barmer GEK in Kiel.