„Hätten sie es je für möglich gehalten?“

29. February 2016

Drei Ausflüge im Monat organisiere ich. Einen Tagesausflug am Samstag und zwei Nachmittagsfahrten in der Woche. Die Ausflüge stärken die Gemeinschaft und bieten neuen Mietern ein schnelleres Kennenlernen ihrer Nachbarn. Wir wollten wieder „auf Tour“ gehen. Bis auf Liselotte (90) und Heinz (91) Heinemann, saßen alle schon im Bus. Da auch Familie Heinemann sonst immer pünktlich ist, machte ich mich auf den Weg, um nach ihnen zu schauen. Ich klingelte Sturm und klopfte, bis Herr Heinemann mich endlich herein bat. Er lag schön eingekuschelt zur Mittagsstunde auf seinem Bett und winkte mir fröhlich zu.

„Möchten Sie den Ausflug gar nicht mitmachen?“ fragte ich. „Ausflug? Heute? Jetzt?“ fragte Herr Heinemann erstaunt. Schon saß er mit Schwung auf der Bettkante. „Meine Frau liegt nebenan“, sagte er. Ich weckte sie. Sie war noch etwas verschlafen, aber auch sie wollte natürlich den Ausflug mitmachen. Und so „sprang“ ich von einem Zimmer ins andere, um beiden Hilfestellung zu geben. Beim Suchen der Handtasche, Puschen gegen Schuhe wechseln und Haare kämmen. Schnell Geldbörse in die Tasche und Wohnung abgeschlossen. Nur 15 Minuten hatte es gedauert. „Antje, hätten sie es je für möglich gehalten, dass ich so schnell aus dem Bett springen kann?“, tönte es von hinten. „Nein, hätte ich nicht.“ „Ich auch nicht“, sagte Herr Heinemann und wir alle mussten lachen und fuhren fröhlich los.

 

Antje Schlüns, Pflegekraft