Schüler und Senioren auf gemeinsamer Klassenfahrt
von Jennifer Ruske, erschienen in den Kieler Nachrichten vom 13.03.2015, Kiel lokal, Seite 25Mettenhof. Zum ersten, zum zweiten, zum dritten – und ein Raunen geht durch die Menge. Die Schuhkunst der Klasse 4d hat gerade die 40-Euro-Marke geknackt. Mit Zeitungspapier und Gips haben die Grundschüler am Göteborgring „Verfremdete Schuhe“ gebastelt und aus ausgelatschten Tretern kleine Kunstwerke geschaffen. Die wurden jetzt im Rahmen ihres Schulprojekts versteigert.
Seit 20 Jahren gibt es dieses besondere generationenverbindende Projekt im Stadtteil bereits: Senioren aus dem Awo-Servicehaus übernehmen die Patenschaft für eine erste Klasse – und besuchen die Schüler im Unterricht oder machen gemeinsam Ausflüge – und das über die gesamte Grundschulzeit von vier Jahren. „In der Regel erleben Alt und Jung den Kunstunterricht gemeinsam“, erklären Lehrerin Susanne Baedke und Servicehausleiterin Susanne Weber. Im Kunstunterricht ist auch die Idee für das letzte gemeinsame Projekt entstanden: die Umgestaltung von alten Schuhen. „Die Idee hatte eine Kollegin aus der Zeitung“, sagt Susanne Baedke. Und das kam gut an: „Als die Sache ins Laufen kam, mussten gar nicht mehr viel helfen oder eingreifen.“
Rund vier Monate haben die Neun- und Zehnjährigen im Kunstunterricht mit ihren Senioren alte Stiefel, Turnschuhe, Sandalen und Ballerinas mit Zeitungspapier und Gips beklebt, gepinselt, gemalt, ihre Werke mit Steinen oder Blumen geschmückt. „Ich habe aus einem Turnschuhe einen Tasche gemacht“, erzählt Martha (10), der die Schuhe nicht mehr passten. „Die waren zu klein.“ Aus einer Riemchen- Sandale hat Marua (9) ein Haus gebaut, inklusive blauem Pool. „Die Kinder waren unglaublich kreativ“, lobt die Lehrerin. So wurden im Awo-Stadtteilcafé ein Bergsee versteigert, eine Insel mit Palme, ein Rennauto und vieles mehr.
„Wir verkaufen die Schuhkunst, um damit Geld in die Klassenkasse zu bekommen“, sagt Martha. Denn zum Ende ihrer gemeinsamen Schulzeit wollen Kinder und Senioren zusammen auf Klassenfahrt gehen – und die kostet halt Geld. Doch das war am Ende der amerikanischen Versteigerung schnell zusammen, denn bei Eltern, Lehrern, Senioren und Kindern saßen die Ein-Euro-Stücke locker. Den ersten Schuh sicherte sich der stellvertretende Schulleiter Ulf Daude, der damit ein echtes Schnäppchen gemacht hat. Denn kaum fiel der Hammer zum ersten Mal, kletterten die Preise für die Schuhkunst in atemberaubende Höhe. „Das ist super“, strahlten die kleinen Künstler, die mit so viel Zuspruch und so viel Geld gar nicht gerechnet haben. Am Ende ist klar: Die gemeinsame Klassenfahrt kann steigen.