Annegret Wehr und Karl-Heinrich Peters sind leidenschaftliche Plattschnacker. „Und da wir damit in einem Haus mit 224 Wohnungen und einer großen Nachbarschaft sicher nicht allein sind, haben wir uns etwas überlegt“. Den Anstoß dazu gaben vor etwa einem Jahr Susanne Weber, Leiterin des AWO Servicehaus Mettenhof, und Christina Schenk, Berufspraktikantin Sozialpädagogik. Sie sprach mit Annegret Wehr und Karl-Heinrich Peters und gemeinsam wurde die Idee einer nachbarschaftlichen, sonntäglichen Plattschnack- und Lese-Runde geboren.
Dafür nutzen die beiden nun den Etagenraum in der 4. Etage ihres Servicehauses. Ein Aushang kündigt den Mieter*innen im Haus das nächste Treffen an und die beiden Nachbarn bereiten einige Texte und Gedichte vor, die sie selber vorlesen. „Immer mal wieder bringen auch die Zuhörer etwas mit und werden dann selbst zum Vorleser“, sagt Karl-Heinrich Peters. Zwischen 15 und 22 Personen kommen zu den offenen Treffen.
„Die Atmosphäre ist sehr vertraut, das Plattdütsche verbindet uns und wir genießen alle die Gelegenheit, unseren Ohren diesen vertrauten Klang zu gönnen“, sagt Annegret Wehr.
„Ich bin mir sicher, dass solche gemeinsamen Erfahrung eine Nachbarschaft stärken“, sagt Susanne Weber „und das hilft allen in Situationen des Älterwerdens, in denen ich auf Unterstützung angewiesen bin.“ Eines der fünf Prinzipien in den Kieler Servicehäusern der AWO lautet daher: „Begegnung und Geborgenheit – Wir fördern soziale Kontakte und solidarisches Miteinander“. Das Stärken nachbarschaftlicher, solidarischer Bindungen durch Aktivitäten wie dieser ist dafür ein wichtiger Baustein. „Und so banal das klingen mag: ein Kultur-Gemeinschaftsraum-Angebot, so wie wir es auf fünf Etagen für unsere Mieter*innen haben, ist von unschätzbarem Wert dafür“, so Weber. Zuletzt wurde einer dieser Etagenräume für eine „Vorlesepatenschulung“ – in Kooperation von der AWO Pflege und dem SoVD – genutzt. 15 Teilnehmerinnen, teils schon ehrenamtlich in den Kieler Servicehäusern aktiv, teil neue Interessierte, haben einen Tag geatmet, betont, gelesen, vorgelesen und haben vor allem Lust auf Mehr bekommen.
Die Treffen der Plattschnacker finden vollkommen selbstorganisiert statt „da brauchen wir mittlerweile keine Hilfe aus dem Servicehaus mehr, aber wir wissen, dass wir sie bekommen, wenn wir rufen“, sagen Annegret Wehr und Karl-Heinrich Peters.