Schraube, Knöpfe und Rasierpinsel
Mit Fühlschnüren Lebensqualität von demenziell erkrankten Menschen steigern
Kiel/Elmshorn, 19. September 2014
Wohnen bis zum Lebensende ermöglicht die AWO Schleswig-Holstein auch demenziell erkrankten Menschen. Möglich wird dies durch die Verzahnung von Betreutem Wohnen, Tagespflege und speziellen, auf die Bedürfnisse von demenzkranken Menschen zugeschnittenen Angeboten. Grundsätzlich kann aber jeder auch mit einfachen Mitteln etwas tun, um das Leben mit Demenz zu erleichtern, ist die AWO überzeugt: zum Beispiel mit therapeutischen Fühlschnüren.
„Simpel, kreativ und individuell, so können Fühlschnüre schnell von und für jedermann gefertigt werden. Man benötigt eine feste Schnur oder einen Bindfaden, befestigt dort unbedenkliche Gegenstände des täglichen Lebens. Wir verwenden Knöpfe, eine Schraube, die dazu passende Mutter, Rasierpinsel, Schlüssel, Lippenstifte und vieles mehr um ein attraktives Beschäftigungsmedium herzustellen, “ erklärt Babette Just, Betreuungskraft in der AWO WOHNpflege Elmshorn. Die Methode zur kurzzeitigen Aktivierung des Gedächtnisses, wie z.B. der „therapeutischer Tischbesuch“, wurde 1990 von Geronto-Sozialtherapeut Bernd Kiefer im direkten Umgang mit hochbetagten Menschen entwickelt.
„Das Risiko, an Alzheimer oder einer anderen Form der Demenz zu erkranken, erhöht sich mit zunehmendem Alter, und Demenz ist ein Thema, das früher oder später jeden berührt“, so Uwe Braun, Leiter des Unternehmensbereich Pflege bei der AWO Schleswig-Holstein. Wir haben festgestellt, dass schon durch solch einfache Maßnahmen, die Lebensqualität und Kommunikationsfähigkeit insbesondere der demenziell veränderten Menschen deutlich steigt.“
So wie bei Frau Pavlovic aus Elmshorn: Auf der Kette, die ihr Babette Just reicht, sind Knöpfe von unterschiedlicher Größe, Farbe und Materialien aufgefädelt, die umgehend Erinnerungen bei ihr wecken: „Früher hatte ich einen schönen Nähkasten“, erzählt sie. „Da war auch eine Dose voller Knöpfe drin. Fehlte an einer Hose oder Bluse ein Knopf, dann fand ich dort immer Ersatz. Und ruck zuck hatte ich einen Knopf angenäht.“
Doch nicht nur die Erinnerungen, auch die Sinne der betreuten Menschen werden auf diese Weise angeregt und Unruhegefühle gemindert. „Das Gute daran ist: Fühlschnüre lassen sich zu den verschiedensten Themenbereichen ganz leicht selbst machen, zum Beispiel auch zu unterschiedlichen Jahreszeiten wie mit Kastanien, Bucheckern oder Tannenzapfen im Herbst“, regt Thomas Dagge, Leiter der AWO WOHNpflege Elmshorn an. „Mit solch einfachen Dingen können also auch Angehörige, ehrenamtliche Mitarbeiter oder Betreuungskräfte etwas tun, um das Leben für demenziell erkrankte Menschen und ihre Familien lebenswerter zu machen, Lebensfreude zu geben und Vertrauen zu schaffen“
Hintergrund:
Seit 1994 finden am 21. September in aller Welt vielfältige Aktivitäten statt, um die Öffentlichkeit auf die Situation der Alzheimer-Kranken und ihrer Angehörigen aufmerksam zu machen. Weltweit sind etwa 44 Millionen Menschen von Demenzerkrankungen betroffen. Bis 2050 wird die Zahl auf voraussichtlich 135 Millionen ansteigen.
Das Motto des Welt-Alzheimertages 2014 lautet in Deutschland: “Demenz – jede/r kann etwas tun”
Quelle: Deutsche Alzheimer Gesellschaft e.V.
Kontakt:
Thomas Dagge
Leiter der AWO WOHNpflege Elmshorn
Hamburgerstraße 129
25337 Elmshorn
+49 4121 46171500