Steigende Kosten drohen zur Armutsfalle zu werden

AWO fordert Umdenken in der Politik – Existenzielle Not muss verhindert werden

Kiel, 11. Mai 2022. Die Energiekosten, Lebensmittelpreise und Mieten steigen durch die rekordhohe Inflationsrate immer weiter. Die AWO Schleswig-Holstein sieht die Gefahr einer Armutsfalle für viele Menschen und fordert ein Umdenken in der Politik. „Schon vor der Corona-Pandemie und dem Krieg in der Ukraine war unsere Gesellschaft von Ungleichheit geprägt. Immer mehr Menschen geraten durch die aktuell steigenden Preise in existenzielle Not. Wir müssen verhindern, dass diese Entwicklung den sozialen Frieden und den Zusammenhalt im Land gefährden. Hierfür brauchen wir neben den kurzfristigen Entlastungsmaßnahmen eine langfristige Strategie, die Armutspolitik an die neuen Realitäten anpasst“, sagt der Vorsitzende des Präsidiums der AWO Schleswig-Holstein Wolfgang Baasch. Die Krise dürfe nicht nur auf dem Rücken der Schwächsten in der Gesellschaft ausgetragen werden.

Die Preissteigerung ist laut Forschern zurzeit die höchste seit 30 Jahren. Besonders die Energiepreise haben kräftig zugelegt, aber auch die Lebensmittelpreise sind zum Teil deutlich gestiegen. „Die Energiepolitik muss in Zeiten des Klimawandels alle Menschen mitnehmen, sonst droht eine soziale Spaltung. Die Klimafrage ist eine zutiefst soziale Frage, daher kann die jetzt geplante beschleunigte Transformation nicht ohne sozialpolitisches Handeln geschehen. Wir brauchen eine gerechte und sozial-ökologische Energiewende, in der Vermögende sich stärker an den Ausgaben beteiligen und insbesondere von Armut betroffene oder bedrohte Menschen nicht weiter belastet werden“, betont auch der Vorstandsvorsitzende der AWO Schleswig-Holstein Michael Selck.

Bereits während, aber vor allem nach der Corona-Pandemie sind viele Menschen in Schleswig-Holstein unter finanziellen Druck geraten, das zeigt der steigende Beratungsbedarf der Schuldnerberatungen der AWO. Vor allem Menschen im Niedriglohnsektor haben große Probleme. Sie bekommen oft keine aufstockenden Leistungen, wie beispielsweise Wohngeld, verdienen aber so wenig, dass sie die steigenden Energiekosten nicht kompensieren können. Oftmals hilft hier nur noch ein Nebenjob, diesen haben aber viele Betroffene im Laufe der Pandemie verloren. Auch Rentner treffen die steigenden Preise immer wieder hart.

„Dadurch droht die Anzahl der verschuldeten Menschen erneut zu wachsen, wir müssen hier dringend gegensteuern. Die Einführung einer Kindergrundsicherung, die Entlastung bei den steigenden Energiekosten oder eine vorübergehende Senkung der Mehrwertsteuer wären denkbare erste Mittel“, sagt Selck. Bedenken müsse man auch die langfristigen Folgen, sollte die Inflation länger anhalten. Das Risiko von Altersarmut drohe, wenn Menschen schlechter für ihr Alter vorsorgen können.

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