AWO Schleswig-Holstein zum Internationalen Weltfrauentag

Frauen beim Lohn noch immer nicht gleichgestellt

Kiel. Als erste Frau hielt Marie Juchacz, die Gründerin der Arbeiterwohlfahrt, im Jahr 1919 eine Rede in einem deutschen Parlament und setzte sich für Frauenrechte ein. Seither ist der Kampf für eine geschlechtergerechte Gesellschaft Teil der Geschichte der AWO. „In dieser langen Zeit ist zwar viel passiert – trotzdem sind die Forderungen nach einem selbstbestimmten und ökonomisch abgesicherten Leben sowie nach gleichberechtigter Teilhabe an der Gestaltung der Gesellschaft für alle Frauen auch heute nicht zufriedenstellend erreicht. Wir erleben einen Stillstand“, sagt Gesa Langfeldt, stellvertretende Präsidiumsvorsitzende der AWO Schleswig-Holstein. „Im Jahr 2024 sprechen wir immer noch über eine systematisch ungleiche Bezahlung von Frauen und Männern. Obwohl gesellschaftlicher Konsens über die Gleichstellung herrscht, mangelt es doch erheblich an der Umsetzung.“ 

In den vergangenen Jahren hat sich der Gender Pay Gap nur sehr langsam verringert. Damit liegt Deutschland auf den hinteren Plätzen im europäischen Vergleich. Ein Teil dieser Lohnlücke lässt sich auf strukturelle Unterschiede zurückführen. Viele Frauen erlernen Berufe, die schlechter bezahlt sind, arbeiten seltener in Führungspositionen und häufiger in Teilzeit oder in Minijobs. „Es liegt nicht an den Frauen, dass sie weniger verdienen, sondern an dem Bild von Frauen und Arbeit. Noch immer gilt der Mann als Hauptverdiener, die Frau verdient nur dazu. Dieses Bild entspricht aber nicht mehr der Realität. Frauen sind eigenständig, unabhängig vom Familienstatus. Sie leisten die gleiche Arbeit und verdienen damit den gleichen Lohn“, fordert Langfeldt. 

Vor allem soziale Berufe schlecht bezahlt

Nicht nur, dass Frauen schlechter verdienen als ihre männlichen Kollegen, die von Frauen geprägten Berufe sind systematisch schlechter bezahlt. „Der Wert von Arbeit wird oft in wirtschaftlichen Zahlen gemessen. Soziale Berufe gelten oft als unrentabel, sie bringen in den Augen vieler keinen Ertrag. Dabei sind es gerade die sozialen Berufe, die die Gesellschaft und Wirtschaft am Laufen halten“, macht der AWO Vorstandsvorsitzende Michael Selck klar.

Die AWO Schleswig-Holstein betreibt landesweit rund 200 soziale Einrichtungen und Dienste: In den ambulanten Pflegediensten, Servicehäusern, Jugendhilfezentren, Erholungseinrichtungen, Kindertagesstätten sowie an den Standorten des Bildungscampus beschäftigt die AWO Schleswig-Holstein 5.1237 Mitarbeiter*innen, davon 4.184 Frauen. Das macht eine Frauenquote von 81%. 

„Die sozialen Berufe werden oft durch die Gemeinschaft bezahlt. Für Kitas ist das Land zuständig, für die Pflege und die Migrationsberatungen eher der Bund. An den Gehältern und den Rahmenbedingungen in diesen Bereichen ist also sehr gut ablesbar, was diese Arbeit der Öffentlichkeit wert ist. Wenn der Staat eine finanzielle Gleichstellung der Geschlechter wirklich als Ziel hat, dann muss er mit gutem Beispiel vorangehen und der sozialste Arbeitgeber werden“, so Selck abschließend.

Demo am 22. Mai in zur Sozialen Arbeit

Gemeinsam mit Der PARITÄTISCHE SH und vielen weiteren Unterstützer*innen organisiert der AWO Landesverband SH e.V. am 22. Mai eine Demonstration in Kiel. Um 11 Uhr beginnt die Demo auf dem Rathausplatz und zieht dann bis vor das Landeshaus. AWO und PARITÄTISCHE fordern ein neues Miteinander und fordern deshalb von der Politik eine ausreichende Finanzierung und eine nachhaltige Planung. Dafür soll ein gemeinsamer Masterplan entwickelt werden. 

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